Rückenexperte Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer im Interview

© Claudio Di Lucia
Haben Sie denn auch manchmal „Rücken“, Herr Prof. Dr. Grönemeyer?
Tatsächlich habe ich sehr selten Rückenschmerzen, wofür ich dankbar bin. Ich weiß ja, wie schmerzhaft das sein kann.
Worauf führen Sie das zurück?
Ich habe meinen Rücken immer trainiert. Und auch den Gegenpart: den Bauch. Das ist wichtig. Außerdem versuche ich, einen gesunden Alltag zu leben: Treppen steigen statt Fahrstuhl, ein eigenes Programm aus Yoga- und Gymnastikübungen am Morgen, grüner oder Jasmin-Tee, immer wieder heißes Wasser aus meiner Lieblings-Porzellantasse, eine möglichst kohlenhydratarme Ernährung. Und immer wieder zur Ruhe kommen, Zeit für ein Gespräch finden und das Lächeln nicht vergessen.
Sie haben ein neues Rückenbuch geschrieben. Warum? Es gibt doch schon so viele. Wie auch Reportagen in sämtlichen großen Magazinen und Fachzeitschriften.
Mir geht es um eine aktualisierte Vermittlung zu allen Themen rund um den Rücken in zeitgemäßer Form und Anmutung. Und um die Motivation, seine Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. „Rücken“ ist eine Volkskrankheit, die laut aktueller Untersuchungen sogar noch zunimmt. Sitzen ist das neue Rauchen! Weil der ganze Unterleib, Bauch, Herz und Lunge „gestaucht“ werden. Wir bewegen uns zu wenig, und der negative Stress nimmt leider zu. Auch schon bei Kindern und Jugendlichen. Wichtig ist mir die Aufklärung, welche Rolle die Psyche beim Schmerz spielt.
Haben Sie Ihre Kinder „rückengesund“ erzogen?
Sobald ich bei meinen Kindern hängende Schultern bemerkte, habe ich auf dieses Signal reagiert: sofort gefragt, ob es ein Problem in der Schule gab oder etwas anderes, das körperlich oder seelisch bedrückt. Außerdem hat Sport bei uns immer eine große Rolle gespielt.
Sind Sie der Meinung, dass man bis ins hohe Alter schmerzfrei bleiben kann, wenn man — auch sprichwörtlich gesehen — die „richtige“ Haltung hat?
Meistens haben Rückenschmerzen mit Muskelverspannungen zu tun. Dagegen kann jeder selbst etwas tun. Sport und Bewegung sind auf alle Fälle wichtig. Ob man es dann schafft, schmerzfrei ins hohe Alter zu kommen, ist letztlich auch eine Frage des Glücks und der Veranlagung. Aber es gibt viele Tipps und Möglichkeiten, mit Wohlbefinden älter und alt zu werden.
Zum Beispiel? Ein Tipp für zwischendurch?
Setzen Sie sich aufrecht hin, heben Sie ein Bein. Drücken Sie eine Hand von oben auf das hochgehobene Knie und die andere gegen Ihren Bauch. Spüren Sie die Spannung? Die Sixpacks wachsen!
Ein weiterer Tipp, mit dem Sie mich spontan verblüffen könnten?
Schultern zurück und Brust raus! Fühlt sich klasse an und sieht super aus! Ein Lächeln entsteht. Die äußere Haltung beeinflusst die innere Haltung und hebt die Stimmung. Wirkt auch umgekehrt!
Mehr hilfreiche Tipps und Übungen finden sich in „Mein großes Rückenbuch“ von Prof. Dr. Grönemeyer
Foto Beitragsbild: Michael Wilfling fotografiert für ZS