1. Teil Schlecht Schlafen: Wenn schlafen ein Problem wird

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Eine Frage stellt sich: Wenn der Schlaf für uns ein so lebenswichtiger Prozess ist, warum läuft er dann nicht problemlos von allein ab, so wie Essen, Laufen oder Greifen? Ganz einfach: Beim Schlaf spielen neben den hormonellen und immunologischen Prozessen vor allem die gedanklichen und emotionalen Mechanismen eine überaus bedeutende Rolle.

Warum wir den Schlaf nicht erzwingen können

Wer schlecht geschlafen hat – und das vielleicht schon mehrfach –, wird sich wahrscheinlich große Gedanken darüber machen, wie er den vor ihm liegenden Tag derart müde bestreiten soll und ob er wohl in der folgenden Nacht genug Schlaf bekommt. Menschen mit einer Schlafstörung richten einen stetig wachsenden Teil ihrer Aufmerksamkeit auf dieses Schlafproblem. Sie besetzen das Thema Schlaf immer öfter negativ oder fokussieren sich auf ihren Ärger darüber, dass sie schon wieder einmal nicht einschlafen können. Sobald man das tut, wird eine gefährliche neuronale Verknüpfung erschaffen: Das Gehirn verbindet ab sofort den Schlaf mit etwas Negativem. Es speichert Glaubenssätze ab wie zum Beispiel „Wenn ich nachts aufwache, schlafe ich auf keinen Fall wieder ein“. Jedes Mal, wenn der Schlaf nicht nach ihren Wünschen verläuft, wird im Gehirn der Wut-Schalter umgelegt. Und das bedeutet im Hinblick auf die Zukunft: noch mehr Ärger, noch weniger Schlaf. Der lässt sich schließlich nicht erzwingen. Wenn wir uns entspannen und loslassen, kommt er dagegen von ganz allein. In meinem Buch Ab heute schlaf ich richtig gut werde ich Ihnen zeigen, wie Sie das in 3 Wochen hinbekommen.

Ab wann spricht man von einer Schlafstörung?

Laut dem Robert-Koch-Institut leiden 25 Prozent der Deutschen unter einer Schlafstörung. Die Diabetes-Rate liegt im Vergleich dazu nur bei rund sieben Prozent. Damit haben wir eine neue Volkskrankheit, auch wenn sie offiziell noch nicht als solche anerkannt wird. Schade, denn Schlafprobleme sind nichts, was man unter den Teppich kehren sollte. Doch wie kommt es überhaupt dazu? Schlafprobleme können ganz unterschiedliche Ursachen haben: Eventuell liegen ihnen organische Beschwerden zugrunde oder seelische. Natürlich können sie auch mal temporär auftreten, zum Beispiel vor nervenaufreibenden Ereignissen wie der Führerscheinprüfung, dem ersten Tag im neuen Job oder der eigenen Hochzeit. Das kennt wohl jeder. Allerdings bedeutet ab und zu schlecht zu schlafen noch lange nicht, dass Sie unter einer Schlafstörung leiden. Erst wenn Sie mindestens über einen Monat lang drei- bis viermal pro Woche Probleme mit dem Einschlafen, Durchschlafen oder dem Aufwachen haben, liegt ein Schlafproblem vor. In diesem Fall ist es ratsam, Ihren Hausarzt zu kontaktieren und weitere Vorgehensweisen zu besprechen. Denn Sie können zwar sehr viel allein schon dadurch verbessern, indem Sie Ihr Verhalten und Ihre Denkweise ändern. Aber manchmal braucht man eben auch professionelle Unterstützung.

Wie oft ist Ihre Nachtruhe gestört?

Machen Sie den Check: Wenn mehrere oder sogar alle der nachfolgenden Punkte auf Sie zutreffen, leiden Sie unter einer ernst zu nehmenden Schlafstörung, gegen die Sie unbedingt etwas unternehmen sollten:

  • Sie schlafen seit mehr als einen Monat mindestens dreimal in der Woche schlecht.
  • Sie können nicht gut ein- oder durchschlafen, wachen leicht auf.
  • Sie leiden an Erschöpfung, erhöhtem Puls, mangelnder Konzentration und sind extrem stressanfällig.
  • Sie machen sich große Sorgen wegen Ihres Schlafmangels und müssen tagsüber immer wieder an ihn und an die Konsequenzen denken.
  • Ihr Schlafmangel wirkt sich negativ auf Ihr Privat- oder Berufsleben aus.

Auch unsere Seele liebt den Schlaf

Tagsüber prallt unendlich viel auf uns ein, das wir erst einmal verkraften müssen. Nicht alles, was wir erleben, ist von schöner Natur: Scheidungen, Kündigungen und Todesfälle können uns genauso belasten wie die politische Weltlage. Während des Schlafens kommt nicht nur unser Körper zur Ruhe. Auch die Seele kann sich erholen. Sie haben es sicher schon erlebt, dass die Welt am nächsten Morgen gar nicht mehr so wolkenverhangen war wie am Abend zuvor, oder? Wissenschaftliche Studien zeigen, was Schlafmangel anrichten kann: Schon nach 24 Stunden des Wachseins leidet die kognitive Leistung. Das drückt sich in mangelnder Schnelligkeit beim Denken und Handeln aus, in Konzentrationsstörungen und einer erhöhten Fehlerquote. Wir verhalten uns dann ungefähr so wie mit einem Alkoholpegel von 0,85 Promille. Nach weiteren 24 Stunden ohne Schlaf kann es darüber hinaus zu Halluzinationen und Gedächtnislücken kommen. Eine Untersuchung amerikanischer Wissenschaftler brachte sogar ans Licht, dass chronischer Schlafmangel zu einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko führen kann. Unser Körper und unsere Seele kommen damit einfach nicht klar. Nicht umsonst gilt Schlafentzug mit zu den schlimmsten Foltermethoden, derer sich einige Länder auf dieser Welt bedienen.

Wer nicht schläft, wird depressiv

Man weiß, dass Menschen, die unter Schlafstörungen leiden und das tagsüber auch deutlich spüren, häufiger unter Depressionen leiden als Menschen mit einem gesunden Schlaf. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Depression die Schlafstörung auslöst. Aber Forscher haben belegt, dass es genauso auch andersherum funktioniert: Eine Schlafstörung kann die Ursache von Depressionen sein. Die Wissenschaft vermutet, dass bei Patienten mit einer chronischen Schlafstörung das Risiko, depressiv zu werden, zwei- bis viermal so hoch ist wie bei Menschen mit gesundem Schlaf. Biologisch betrachtet lässt sich bei Depression und Schlafstörung der gleiche zentrale Prozess erkennen, nämlich die erhöhte Ausschüttung des Hormons Cortisol. Dadurch wird der Körper in den Zustand einer Stresssituation versetzt – für ihn eine physische und psychische Belastung. Es ist daher sehr wichtig, dass Sie Ihre Schlafstörungen von einem Arzt auf organische oder nicht organische Ursachen prüfen lassen, sofern Sie das bis jetzt noch nicht getan haben.

Schlauer dank Schlafprotokoll

Wie genau kennen Sie eigentlich Ihr Schlafproblem? Fällt es Ihnen schwer einzuschlafen? Oder mehrere Stunden am Stück Ruhe zu finden? Fühlen Sie sich am nächsten Morgen wie gerädert, obwohl Sie eigentlich eine entspannte Nacht hatten? Um Ihr Problem zu lösen, ist es wichtig, dass Sie zunächst einmal Ihre persönlichen Störfaktoren ausfindig machen. Und das funktioniert am besten, indem Sie ein Schlafprotokoll führen. Wohl jeder von uns erlebt mal eine anstrengende Nacht – oder auch mehrere. Problematisch wird es aber erst, wenn der Schlaf dauerhaft gestört ist. Stress, Streit oder das berühmte Gedankenkarussell, das sich permanent dreht, können Gründe dafür sein. Um herauszufinden, wann und warum Sie Ihr Schlafproblem quält, ist es sinnvoll, ein Schlafprotokoll zu führen. Auch, weil Sie das Ergebnis später gegebenenfalls mit einem Arzt oder Psychologen besprechen können.

 

Weitere Informationen und das komplette 3-Wochen Programm mit Begleit CD von Kim Fleckenstein finden Sie in dem Buch „Ab heute schlaf ich richtig Gut„. Der „2. Teil Schlecht Schlafen: Das perfekte Schlafzimmer“ finden Sie hier.

Ab heute schlaf ich richtig gut von Kim Fleckenstein

Ab heute schlaf ich richtig gut von Kim Fleckenstein

 

© Illustration Beitragsbild: Shutterstock

ZS